Das Parlamentarische-Patenschafts-Programm (PPP) bietet Stipendiaten die Möglichkeit, ein Jahr in den USA zu verbringen und dabei mehr über Politik und die amerikanische Kultur zu lernen. Als Pate habe ich stets große Freude daran, die jungen „Kultur-Botschafter“ begleiten zu dürfen und ihnen mit Rat zur Seite zu stehen.
Anbei Carolines Bericht zu ihrem „Online-PPP“:
Als Herr MdB Johannes Steiniger mich damals im Januar 2020 für das Parlamentarische-Patenschafts-Programm 2020/2021 auswählte, war ich überglücklich: Ein Auslandsjahr in den USA als Juniorbotschafterin Deutschlands verbringen!
Umso trauriger war es dann natürlich, als das Auslandsjahr aufgrund der noch immer andauernden Pandemie zunächst verkürzt wurde und schließlich, als sich die Lage immer noch nicht gebessert hatte, gänzlich abgesagt wurde. Zunächst war das hart, besonders, wenn man so kurz davor war sein Traum-Auslandsjahr zu erleben und sich zuvor durch das Auswahlverfahren gekämpft hatte.
Doch ganz nach dem Sprichwort: „Wo die eine Tür zugeht, geht eine andere auf“, bot der amerikanische Kongress in Zusammenarbeit mit dem Bundestag uns Stipendiaten die Möglichkeit, an einem virtuellen Programm teilzunehmen. Nach anfänglicher Skepsis, ob denn ein virtuelles Programm denn auch nur im Ansatzeinen Ersatz für die Erfahrung als Juniorbotschafterin in den USA sein könnte, meldete ich mich für das sechsteilige Programm an. Zudem bekam ich sowohl eine „Host-Family“, als auch eine „Peer-to-Peer“-Partnerin zugeteilt, mit der ich Videoprojekte ausarbeite, in denen wir persönliche und politische Themen diskutieren.
Während zu Beginn offiziell nur sechs Online-Seminare angesetzt waren, wurde passend zu der Amtseinführung von Präsident Biden ein extra Seminar veranstaltet und zuletzt noch zwei Spiele-Seminare, um die amerikanischen Stipendiaten besser kennen zu lernen. Diese Seminare wurden online und auf Englisch ausgerichtet und dienten, ähnlich wie ein Auslandsjahr, der persönlichen Entwicklung und Bildung von Stärken und Kompetenzen.
Vor allen in Bezug auf unsere Rolle als Juniorbotschafter stand im Vordergrund das Lösen von Konflikten, das Schaffen von Frieden, das Herausbilden von Führungsqualitäten, das Erlernen von diplomatischen Fähigkeiten, sowie das Planen von Aktionen und das kritische und analytische Denken. Außerdem wurden uns die politischen Systeme der USA und Deutschland noch einmal näher erläutert.
Die Seminare wurden interaktiv gestaltet, das bedeutet, dass die amerikanischen und die deutschen Stipendiaten diskutierten und gemeinsam Lösungen ausarbeiteten. Auch wenn wir Deutschen manchmal durch die leichte Sprach-Barriere etwas gehindert waren, so konnten wir uns dennoch sehr gut verständigen. Manchmal würde ich sogar behaupten, dass wir Deutschen mehr diskutiert haben als die Amerikaner.
Mein persönlicher Favorit aus all den Seminaren war die Diplomatie-Simulation, in der wir diplomatisch über eine fiktive Flüchtlingskrise diskutiert haben. Dabei wurden wir in Gruppen eingeteilt, die alle verschiedene Interessen hatten und doch sollten wir zu einer gemeinsamen Lösung kommen. Dies zeigt auch wieder, wie Politik funktioniert: Es ist kein „Entweder-Oder“ oder „Alles-oder-Nichts“, sondern ein Verhandeln und Kompromisse suchen und eingehen. Das zu wissen und auch das „Wie“ zu erlernen, wird mir sicher in vielen Lebenssituationen weiterhelfen.
Besonders der transatlantische Austausch hat mir gut gefallen, der durch meine „Host-Family“ aus dem Bundesstaat Michigan, mit der ich in E-Mail-Kontakt stehe, und durch meine gleichaltrige „Peer-to-Peer“-Partnerin Izzy aus Boston gestärkt wird. Deshalb würde ich sagen, dass das Parlamentarische-Patenschafts-Programm doch auch in so einer Situation Erfolg hat und die Verbindung zwischen den USA und Deutschland gestärkt wird.
Auch persönlich konnte ich erstaunlich viel aus der Seminarreihe mitnehmen, auch wenn ich das anfangs nicht erwartet hätte. Ich erlernte viele Fähigkeiten nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch direkt im Gespräch und konnte mir einiges an Wissen für die Zukunft aneignen. Zudem schloss ich transatlantische Freundschaften. Obwohl diese Reihe sicher kein Ersatz ist, kann man – finde ich – die beiden Formate auch nicht unbedingt vergleichen: In einem Auslandsjahr als Juniorbotschafterin hätte ich bestimmt diese Fähigkeiten auch unbewusst erlangen können, doch diese aktiv auszubilden bringt mit Sicherheit viel Mehrwehrt mit sich. Außerdem kann ich mich noch auf einen weiteren Workshop freuen, der vom Bundestag ausgerichtet wird, auf weitere Projekte mit meiner Partnerin und darauf, Teil des Alumni-Netzwerkes zu werden.
Deshalb kann ich nur allen Schüler:innen empfehlen sich auf das PPP zu bewerben – denn: was habt ihr zu verlieren? Ihr könnt viele Erfahrungen machen, Freundschaften schließen und neue Kompetenzen gewinnen – das müsste doch Ansporn genug sein!
Caroline Lambrich, MSS 12 Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium Neustadt
Hinweis: Bis zum 31. Juli kann sich noch für das PPP 2022/23 in den USA beworben werden. Mehr Informationen können unter https://www.bundestag.de/ppp abgerufen werden.