Sehr geehrte Ehrengäste,
sehr geehrte Damen und Herren,
aber vor allen Dingen liebe Rekrutinnen und Rekruten,
heute ist ein besonderer Tag für Sie. In AnwesenheitIhrer Angehörigen und Freunde werden Sie heute Ihr Gelöbnis ablegen. Siegeloben, für Recht, Freiheit und Demokratie einzustehen. Und es freut michsehr, als örtlicher Bundestagsabgeordneter Teil dieser feierlichen Zeremonie inmeiner Heimat sein zu dürfen. Auch für einen Parlamentarier ist eineGelöbnisrede keine Routine, sondern etwas Besonderes. Vielen Dank für dieÜbertragung dieser ehrenvollen Aufgabe!
Deutschland befindet sich im 75. Jahr in Frieden undFreiheit. Ein Zustand, der für uns allzu selbstverständlich geworden ist. DieseFreiheit und dieser Frieden sind allerdings keineswegs eineSelbstverständlichkeit, sondern eine Errungenschaft eines geeinten Europas undeiner internationalen Zusammenarbeit der vergangenen Jahrzehnte.
Soldatinnen und Soldaten,
es ist aber auch das Verdienst junger Menschen wie Ihnen,die sich in den Nationen der freien Welt für einen Dienst für Freiheit undFrieden verpflichten. Denn: Als Bundeswehrsoldat sind Sie ein Soldat für denFrieden. Der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker sagte einmal „Esist kein Kriegsdienst, sondern ein Kriegsverhinderungsdienst“, den Sie leisten.Dies gilt heute umso mehr: Als Soldatinnen und Soldaten in einer modernenBundeswehr stehen Sie vor vielschichtigen Herausforderungen. So sind Sie beiAuslandseinsätzen als Soldat zugleich auch Krisenmanager. Sie müssen dieFähigkeit besitzen, sich in fremden politischen Systemen oder kulturellenStrukturen zurecht zu finden. Im Luftwaffenausbildungsbataillon und imABC-Abwehrbataillon haben Sie nunmehr eine umfangreiche auf dieGrundfertigkeiten des Soldaten ausgerichtete Grundausbildung durchlaufen. Siewerden zu hoch anerkannten Spezialisten auf Ihrem Fachgebiet.
Soldatinnen und Soldaten,
erfolgreich haben Sie in den vergangenen Monatenbewiesen, dass Sie nicht nur die Anstrengungen in der Grundausbildung meisternkönnen, sondern dass Sie ebenso in der Lage sind, problemlösungsorientiert diemilitärischen Aufgaben im Team zu bewältigen.
Dieses Rüstzeug werden Sie brauchen: Denn dieVerantwortung, die Sie übernehmen werden, erfordert im höchsten Maße den Willenzu persönlichem Einsatz, Mut und ausgeprägter Kameradschaft.
Liebe Angehörige, liebe Freunde,
Sie senden mit Ihrer Anwesenheit heute ein wichtiges undwegweisendes Signal bei diesem feierlichen Gelöbnis. Sie sind sicher stolz aufIhre Tochter, Ihren Sohn, Ihren Freund oder Ihre Freundin. Gleichzeitig denktder ein oder andere bestimmt auch darüber nach, welche Veränderungen auf Siejetzt zukommen werden. Dass Sie heute dabei sind, zeigt, dass die Bundeswehrfest in unserer Gesellschaft verankert ist. Ein solcher Rückhalt ist für jedeneinzelnen Soldaten unverzichtbar. Dieser Rückhalt ist deshalb so wichtig, weiler dem Zeitgeist der Beliebigkeit entgegenwirkt: Sie haben als Soldatinnen undSoldaten und als deren Angehörige verstanden, dass Freiheit und Frieden auchverteidigt werden müssen. Wir alle zeigen heute unsere große Anerkennung undWertschätzung für junge Menschen, die im Rahmen ihres Dienstes bereit sind,Verantwortung für die Bundesrepublik Deutschland zu übernehmen.
Dass wir dieses feierliche Gelöbnis in allerÖffentlichkeit begehen, ist eine Errungenschaft. Die Bundeswehr gehört in dieMitte unserer Gesellschaft. Und wenn Sie mir diese persönliche Anmerkungerlauben: Wenn ich mit der Bahn unterwegs bin, freue ich mich über jede Soldatinund jeden Soldaten in Uniform, die wir neuerlich vermehrt sehen.
Verehrte Damen und Herren,
die internationalen Beziehungen haben sich seit dem Endeder Ost-West-Konfrontation grundlegend geändert. Unser Land, Europa und dieNATO stehen vor neuen Herausforderungen. Die neue Sicherheitslage, mit der wiruns heute auseinandersetzen müssen, unterscheidet sich grundlegend von dem, waswir über Jahrzehnte hinweg gewohnt waren. Die Bedrohungsszenarien sind durchden internationalen Terrorismus und feindliche Cyberangriffe heute vielfältigergeworden. Neben der klassischen Landes- und Bündnisverteidigung ist durch diesehochkomplexen, asymmetrischen Bedrohungen ein ganz neues Feld derKonfliktaustragung entstanden.
Soldatinnen und Soldaten,
die Bundeswehr wird auch als Parlamentsarmee bezeichnet.Sie dient der deutschen Bevölkerung. Ihr Mandat geht immer von derVolksvertretung, dem Parlament, aus. Deshalb entscheidet bei dieser Parlamentsarmee,nicht die Bundesregierung allein über Militäreinsätze, sondern es bedarf derZustimmung des Parlamentes. Als Bundestagsabgeordnete wissen wir, welch großeVerantwortung wir haben. Dies sind mit die schwierigsten Entscheidungen imDeutschen Bundestag. Und ich versichere Ihnen: kein Abgeordneter hebtleichtfertig seine Hand, wenn es darum geht, unsere Soldaten zu Einsätzen insAusland zu schicken.
Die Bundeswehr hat derzeit aktuell zwölf Auslandsmandate.Erst Anfang dieses Monats hat der Bundestag beispielswiese beraten, dieBeteiligung der Bundeswehr an den Friedensmissionen im Sudan und im Südsudan zuverlängern, um den demokratischen Übergang des Sudans zu unterstützen und dieKrisenregion Darfur zu sichern. Deutschland leistet in diesen weitereninternationalen Mandaten an der Seite seiner internationalen Partner einenwichtigen Beitrag. Das Aufgabenspektrum der deutschen Soldaten inAuslandseinsätzen ist vielseitig: Neben der Beratung, Ausbildung undUnterstützung nationaler Verteidigungs- und Sicherheitskräfte geht es auch umden Schutz der Bevölkerung, sowie die Aufklärung und Überwachung aus der Luft.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
das alles zeigt: Dort, wo die Menschlichkeit bedroht undgeschändet wird, bedarf es als Gegenmittel im äußersten Fall auch militärischerGewalt. Aus diesem Grund leisten Sie in der Bundeswehr einen sehr wichtigenDienst und stehen dabei für unsere Werte weltweit ein.
Soldatinnen und Soldaten,
zum Schluss möchte ich noch einmal betonen, dass die Bereitschaft, sich in den Dienst unseres Landes zu stellen, heute keine Selbstverständlichkeit ist. Sie zeigen die Bereitschaft, Mühen und Anstrengungen auf sich zu nehmen. Ihr Dienst in der Kaserne und im Einsatz ist herausfordernd. Für diese Bereitschaft, auch auf vieles zu verzichten, spreche ich Ihnen meinen Respekt und meine Anerkennung aus. Sie gehören zu den Menschen in unserem Land, auf die sich die anderen verlassen können und die es uns allen ermöglichen, in Frieden und Freiheit zu leben. Anders herum müssen aber auch Sie sich auf uns, die Gesellschaft und das Parlament, verlassen können. Diesen Rückhalt will ich Ihnen heute zusichern.
Liebe Soldatinnen und Soldaten,
ganz persönlich und stellvertretend als Volksvertreterwünsche ich Ihnen alles Gute und viel Erfolg für Ihren Dienst bei derBundeswehr.
Passen Sie bitte auf sich auf!
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit!